Volkstrauertag – Gedenken and die Opfer von Gewalt und Krieg vergangener und heutiger Tage

Text und Bilder: Tjark-Fokken Emken

Jährlich findet zum Volkstrauertag die Gedenkveranstaltung der Stadt Esens in der Christuskapelle auf dem Friedhof statt. In diesem Jahr nahmen die NIGE-Schüler*innen Laura Unger, Fenja Niemand und Jonas Koskowski mit einer Lesung des Textes „Innehalten“ (s. Anhang) daran teil. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von den NIGE- Musiklehrerinnen Ricarda Grewe, Klarinette und Andrea Janssen, Akkordeon. In ihrer Rede nahm die Bürgermeisterin Karin Emken sowohl Bezug zur Lesung als auch zum vorgetragenen jüdischen Lied „Wir leben ewig“ und betonte die Bedeutung des Volkstrauertages für uns alle. Sie betonte besonders unsere gemeinsame, historische Verantwortung und Verpflichtung Antisemitismus, wo auch immer er auftritt, vorbehaltlos zu bekämpfen. Wir müssten uns bewusst sein, dass die Grundlage unserer liberalen, demokratischen Gesellschaft sei, dass Menschen jedweder Religion und Weltanschauung ihre Auffassungen frei vertreten dürften. Dass Erinnern sei wichtig, „damit Geschichte, Geschichte bleibt und sich nicht wiederholt. Damit „Nie wieder“ nicht „Jetzt wieder“ wird.“(Charlotte Knoblich), damit Frieden, Demokratie und Menschenrechte bewahrt werden könnten. 

Innehalten

 

  1. Leser:

Innehalten in der Hektik des Alltags.
Ruhe finden.
Zuhören.
Auch einmal an andere denken,
nicht nur an sich selbst.
Verstehen lernen.

 

  1. Leser:

An die Menschen denken,
die im Krieg ihr Leben verloren:
Menschen aller Nationen.
An Menschen denken,
Flüchtlinge, Vertriebene, die auf ihrem Treck
sterben mussten.
An Menschen denken,
Kriegsgefangene,
die in Lagern unendliches Leid erfuhren.
An Menschen denken,
Opfer von Unrecht und Gewalt!
An Menschen denken,
die ihr Leben verloren, nicht aber
ihren Glauben.

 

  1. Leser:

Menschen mit anderer Überzeugung,
Menschen anderer Herkunft,
Menschen, die ihren Wunden erlagen,
ihren Krankheiten
Menschen, die umgebracht wurden.
Menschen:
Söhne und Väter, Ehemänner,
Ehefrauen und Kinder.
Brüder, Töchter, Fremde, Freunde.

 

  1. Leser:

Wir – die heutige Jugend – haben den Krieg
nicht erlebt,
nicht die Entbehrung,
den Hass,
das Grauen,
nicht die Euphorie, die Begeisterung,
das blinde Vertrauen auf Ideen,
nicht den Fanatismus,
nicht die Enttäuschungen und
Zusammenbrüche,
nicht die Verluste,
nicht die Trauer, nicht den Tod.
  

  1. Leser:

Aber wissen wollen wir, was da geschah.
Und warum es geschah.
Begreifen müssen wir’s.
Lernen – aus Fehlern!
 

  1. Leser:

Lernen – damit wir mit mehr
Menschlichkeit leben,
lernen, neues Unheil zu vermeiden.
 

  1. Leser:

Krieg kann niemand wollen –
darf niemand führen.
Frieden halten ist Menschenpflicht.
 

  1. Leser:

Kein Platz bleibt dann
– für stumpfen Sinn, für Gleichgültigkeit,
– für Hass und Unduldsamkeit,
– für Missachtung des Menschen in
seiner Würde, seinen Rechten,
seiner Freiheit. Kein Platz bleibt für
Missachtung der Freundschaft.
 

  1. Leser:

Freundschaft ist unsere Aufgabe:
mit den Lebenden – auch über Gräber;
Für die Zukunft – über Vergangenes.
[…]

  1. Leser:

Wir Menschen müssen handeln,
Vergangenes „Ungerechtigkeit“ nennen.
 

  1. Leser:

Unrecht soll Unrecht heißen, nicht „Unglück“
Überfall Überfall,
nicht „Grenzüberschreitung“,
 

  1. Leser:

Tod ist Tod – nicht „gelassenes Leben“.
 

  1. Leser:

Wir schweigen in Ergriffenheit vor den
Opfern,
aber wir reden – wegen dem, was geschah.
Um der Opfer willen. Um der Zukunft willen.
 

  1. Leser:

Wir geben sie in unser Gedächtnis,
die Opfer,
die Zeitzeugen, die wir hören.
Wie geben es weiter, das Gehörte,
in unseren Reihen, an unsere Kinder.
 

  1. Leser:

Noch ist Unrecht in der Welt, Krieg, Gewalt,
Grausamkeit.
Im Großen wie im Kleinen.
Wir wollen die Augen nicht schließen,
die Ohren, – den Mund.
Wir wollen Mensch sein – und das heißt:
 

  1. Leser:

Jeder für sich ein Mensch –
mit Liebe zum Nächsten!
 

  1. Leser:

Jeder für sich ein Mensch –
mit Freiheit für sich und andere!

 

  1. Leser:

Jeder für sich ein Mensch –
mit Mut, für all das einzutreten, und
mit dem Wunsch nach
Freundschaft und Frieden
 

Autoren des Lesungstextes:
Schüler*innen der Rudolf-Steiner-Schule, Berlin