NIGE entlässt „besonderen Jahrgang“

Das Niedersächsische Internatsgymnasium Esens entließ Freitag 109 Schüler. 17 von ihnen – hier im Bild – haben eine Eins vor dem Komma ihrer Abschlussnote. Text und Bild: Klaus Händel

Ein nahezu volles Gotteshaus – das gab es schon lange nicht mehr. Das Niedersächsische Internatsgymnasium Esens (NIGE) entließ am Freitag 109 Schüler, aus Platzgründen traditionell in der St.-Magnus-Kirche. Für den musikalischen Auftakt dazu sorgte das NIGE-Quartett. Superintendentin Eva Hadem begrüßte Schüler, Eltern und Lehrer.

Grußworte sprachen Bürgermeisterin Karin Emken, Landrat Holger Heymann für den Landkreis Wittmund und Elternratsvorsitzender Holger Backhaus. Emken zitierte Steve Jobs und etwas weniger eindringlich Goethe: „Was immer du tun und träumen kannst, du kannst damit beginnen; im Mut liegt Schöpferkraft, Stärke und Zauber.“ Die Bürgermeisterin wünschte den Schülern, dass ihnen dies gelingen möge. „Feiern Sie diesen, Ihren erfolgreichen, glücklichen Tag.“

Die Reden der Abiturienten hielten Anna-Lena Löhr und Philipp Strelow sowie Naja Beckmann und Daniel Schwarz, bevor Schulleiterin Anja Renken-Abken ans Rednerpult trat: „Dass ihr ein ganz besonderer Jahrgang seid, war von Anfang an klar: Ihr seid der erste Jahrgang, der wieder nach 13 Schuljahren das Abitur ablegt. Damit dürften auch alle Abiturienten wieder volljährig sein. Das ist nicht ganz unwichtig für den Abiball, der sicherlich über Mitternacht hinausgehen wird.

Gleichzeitig seid ihr der Jahrgang, dessen Oberstufenzeit stark durch die Corona-Pandemie beeinflusst wurde und damit alles andere als normal war.“

Im Frühjahr 2012 hätten die jetzigen Abiturienten während der ersten Besichtigungstour im Rahmen des Nachmittages der offenen Tür wie Touristen in den einzelnen Räumen Station gemacht. Aber nach den Sommerferien 2012 seien sie schon mehr als nur Touristen gewesen. „Jetzt habt ihr euch auf eine mehr oder weniger geplante lange Entdeckungsreise begeben“, so die Rektorin. „Und der 2012 zeitgleich im Herbst entstandenen, Schule für Distanzlernen, SDLN’ habt ihr wenig Bedeutung beigemessen. Sie gehörte nicht zu eurer Entdeckungstour und keiner hätte gedacht, dass das ,Distanzlernen’ in eurer Schulzeit noch eine zentrale Rolle spielen würde. So kann man sich irren“, sagte Renken-Abken.

Sie erinnerte die Schüler daran, dass sie zu dem ersten Jahrgang gehörten, für den ab Klasse 6 neben Französisch oder Latein als 2. Fremdsprache nun auch Spanisch in ihrem Reisekatalog wählbar war.

Letzte Auslandsreise

2020 habe der immer wieder heiß geliebte Skikurs in Österreich stattgefunden. Niemand habe zu diesem Zeitpunkt geahnt, dass dieser Skikurs die letzte große gemeinsame Auslandsreise sein sollte.

Kurz vor den Osterferien 2020 verursachte ein bis dato unbekanntes Virus einen Lockdown und – bis dato unvorstellbar – Schulschließungen. Danach war alles anders: Inzidenzen und Hygieneregeln bestimmten und bestimmen noch den Alltag. „Diesen Herausforderungen habt ihr euch erfolgreich gestellt und euch bei der Rückkehr in die Schule mit den AHA-Regeln: Abstand, Hygiene, Alltagsmaske sowie festen Pausenbereichen, vielfältigen Schildern zu Laufwegen, Eingängen und Händewaschen arrangiert“, so die Schulleiterin. Unterricht sei durch die Lüftungsintervalle von 20 Minuten oder das Piepen der CO2-Messgeräte neu rhythmisiert gewesen: Spätestens nach den Herbstferien gehörte eine wärmende Decke zur täglichen Schulausrüstung. „Das gab manchen Klausuren die Atmosphäre eines Biwaks.“

„Sicher haben auch eure Reisebegleiter dazu beigetragen, dass ihr nie die Zuversicht verloren habt“, sagte die Schulleiterin und dankte den Eltern und Lehrern.

Nun seien 109 Schüler am Ende ihrer Schulreise angekommen. „Ihr habt euer erstes Reiseziel erreicht und habt vor allem im letzten Jahr gezeigt, dass ihr ein toller Jahrgang seid, und ich wünsche euch, frei nach Goethe, dass ihr in eurem Leben die Umstände so viel wie möglich bestimmen könnt und euch so wenig als möglich von diesen bestimmen lasst. Genau das habt ihr im letzten Jahr wunderbar hinbekommen. Ihr habt gestaltet und ward gleichzeitig, wenn es notwendig war, äußerst anpassungsfähig. Kompliment, ihr seid für eure Reise durch die Welt gewappnet.“

Die Jahrgangsbesten

Als Jahrgangsbeste mit einer Eins vor dem Komma ihrer Abschlussnote wurden geehrt: Laura Esser (1,9), Dunja Kamke (1,9), Noelia Wilken (1,9), Julia Dietrich (1,7), Emmelie Dirksen (1,7), Greetje Rump (1,7), Kea Schuirmann (1,7), Philipp Strelow (1,7), Janna Klose (1,6), Rena Peters (1,6), Natalie Backhaus (1,5), Naja Beckmann (1,5), Jan Malte Schoolmann (1,5), Mara Naumann (1,4), Mara Reck (1,4), Felix Sanner (1,1) und Leopold Katzenberger (1,1).

Nach einem Artikel des Anzeigers für Harlingerland vom 05.07.2021