Lernen bleibt Lernen – ob analog oder digital NEUJAHRSGESPRÄCH mit NIGE-Direktorin

 

Lernen bleibt Lernen – ob analog oder digital

NEUJAHRSGESPRÄCH – NIGE-Leiterin berichtet über die Digitalisierung an ihrer Schule und fasziniert die Zuhörer

BILD und Text: Manfred Hochmann: Die Digitalisierung des Alltags, des Berufslebens und der Schulen schreitet voran – der Wirtschaftsförderkreis Harlingerland (WfK) rückt das Thema verstärkt in den Fokus. So war es auch beim Neujahrsgespräch am Montagabend im Wittmunder Kreishaus, als es vor allem um das digitale Lernen und Lehren ging (Seite 1).

Zu Beginn allerdings blickte WfK-Vorsitzender Heino Meenken auf die allgemeine wirtschaftliche Situation in der Region: „Wir hatten einen tollen Sommer und sind nahe dran an der Vollbeschäftigung.“ Auch die derzeit vier bis fünf Prozent Arbeitslosenquote trübten das Bild nicht: „Wir lagen früher im Winter bei 20 Prozent – davon sind wir weit entfernt.“

Für den Bundeswehr-Standort Wittmund hoffe er, dass die notwendigen Investitionen nun „endlich angestoßen“ werden. Das Krankenhaus in Wittmund halte er trotz der Schließung des Kreißsaales für weiter gut aufgestellt. Meenken: „Wenn ich nach Osten oder Westen schaue, kann ich nur sagen: An Wittmund kommt keiner vorbei.“ Die erneute Debatte um einen Bürgerentscheid in Emden zur Großklinik könne er nicht nachvollziehen. „Es gibt einen Entscheid – und den sollte man akzeptieren.“

Kritik an Olaf Scholz

Auch einen Seitenhieb auf die Bundespolitik wagte Meenken. Er kritisierte Finanzminister Olaf Scholz (SPD), der sich weiter gegen eine vollständige Abschaffung des Solidaritätszuschlags in dieser Legislaturperiode sperrt. Meenken: „Das ist Betrug am Wähler – und zugleich bringt sich dieser Mann in Position als möglicher Kanzlerkandidat.“

Bei der Digitalisierung dürfe Deutschland den Anschluss nicht verlieren, sagt der WfK-Vorsitzende, warnte aber zugleich vor einem unvorsichtigem Umgang damit: „Ein hundertprozentig sicheres Netz gibt es bis heute nicht.“

Dennoch oder gerade deshalb müssten sich Schulen verstärkt der digitalen Bildung zuwenden. Referentin Anja Renken-Abken, Leiterin des NIGE in Esens, war dafür genau die richtige Ansprechpartnerin. Das Internatsgymnasium, das den Schulserver IServ mitentwickelt hat, gehört beim digitalen Lernen und Lehren zu den führenden Schulen in Niedersachsen.

Die digitale Schule basiere auf drei Säulen, sagte Anja Renken-Abken: 1. Infrastruktur, 2. Pädagogische Konzepte und 3. Lehrerfortbildung. Das Fundament überhaupt sei die funktionierende Infrastruktur – und da sei das NIGE mit dem flächendeckenden WLAN und IServ-System bereits gut aufgestellt. Ob Unterricht, Kommunikation, Organisation, Dokumentation (etwa für Zeugnisse) oder Netzwerksteuerung – der Austausch funktioniere sehr gut. Alle Klassenräume seien entsprechend ausgestattet. Auch die Digitalisierung der pädagogischen Konzepte schreite voran. Früher habe man etwa Schulbücher allenfalls als PDF-Datei herunterladen können – inzwischen ließen sich auch zusätzliche Medien wie Filme oder Grafiken damit verknüpfen. Über das Programm BYOD (Bring Your Own Device) können Schüler und Lehrer sogar private mobile Endgeräte wie Laptops, Tablets oder Smartphones in das Netzwerk der Schule integrieren und beispielsweise auf diese Weise an einer gemeinsamen Präsentation arbeiten. Wie Anja Renken-Abken mitteilte, ist das NIGE sogar Projektschule für eine niedersächsische Bildungscloud.

Bei alledem sei es wichtig, dass nicht nur Schüler, sondern auch die Lehrkräfte technisch auf dem laufenden bleiben. „Ohne Fortbildung kann es nicht funktionieren“, sagte Renken-Abken.

Unterricht per Bildschirm

Das NIGE ist auch verknüpft mit den Inselschulen – und da wird der Unterrichtsstoff in einigen Fällen schon jetzt nur noch per Bildschirm vermittelt. „Kürzlich haben wir so den Chemieunterricht für die Inselschule Wangerooge erteilt, weil dort eine Lehrkraft fehlte“, berichtete die Referentin. Für baldige Schulabsolventen könne man Vorstellungsgespräche per Videokonferenz üben, auch Elterngespräche per Video gingen schon.

Heino Meenken und die Zuhörer im voll besetzten Saal zeigten sich fasziniert vom Vortrag. Meenken: „Der Landkreis Wittmund ist weit vorn, was die Schulen angeht – aber ihre Schule ist ganz weit vorn“, lobte er die Referentin. Renken-Abken freute sich über das Kompliment, gab aber noch zu bedenken: „Lernen bleibt Lernen, egal ob analog oder digital“ – und ist ebenso sinnvoll wie: „Atmen bleibt Atmen, egal ob über oder unter Wasser“.

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