„Alle Menschen haben ein Recht auf Frieden“
Aktionsbündnis hatte in Wittmund zur Demo gegen Hass, Terror und Antisemitismus aufgerufen
Das Schicksal der Opfer berührt Menschen in aller Welt. Fassungslos müssen die Friedliebenden mit ansehen, wie Hass und Gewalt immer wieder unsägliches Leid in Familien bringt. In Wittmund haben am Mittwochabend rund 100 Bürgerinnen und Bürger ein Zeichen gesetzt. Ein breites, überparteiliches und überkonfessionelles Bündnis hat sich im Harlingerland gefunden, um für den Frieden zu demonstrieren. Nach dem gemeinsamen Weg durch die Innenstadt appellierten Landrat Holger Heymann, Superintendentin Eva Hadem und Jolina Link, Schülervertreterin des Niedersächsischen Internatsgymnasiums (NIGE) in Esens, nicht teilnahmslos zu bleiben.
Gefahr Scharfmacher
Ob beim Angriffskrieg Russlands oder jetzt dem menschenverachtenden Terrorangriff der Hamas auf die israelische Gesellschaft und der militärischen Antwort Israels ist es, wie es immer war und sein wird: Die Gewalt trifft wehrlose Zivilisten, die den Kriegshandlungen nicht ausweichen können, beschrieb der Landrat die Lage. Israel verdiene die volle Solidarität der Deutschen. Er sei in Gedanken bei Familien der Opfer, der Geiseln. „Dieser Schrecken ist unfassbar, man findet kaum Worte.“ Der Kampf gegen die verbrecherische Hamas sei gerecht. Doch Heymann appellierte an die Verantwortlichen in Israel, sich bei der Wahl der Mittel zu mäßigen. Die Terrororganisation habe in Gaza auch die eigene Bevölkerung in Geiselhaft genommen, das dürfe nicht vergessen werden.
Nach Innen gerichtet, verurteilte Heymann Scharfmacher, die jüdische Mitbürger in Deutschland angreifen und den Terror der Hamas bejubeln: „Antisemitischer Hass und menschenverachtende Hetze sind in Deutschland längst strafbar.“ Polizei und Justiz forderte der Landrat auf, mit aller Härte gegen die Feinde des jüdischen Volkes und der freien Gesellschaft vorzugehen. Sympathisanten der Hamas gehörten umgehend ausgewiesen.
„Wohin drehen sich diese aktuellen Kriegsspiralen noch?“, sei die bange Frage, so Superintendentin Hadem. Die Gewalt des Konfliktes zwischen Israel und der Hamas sei längst in deutschen Städten angekommen. „Antisemitismus ist neu auf den Straßen zu hören.“ Ihr sei zum Weinen, sagte Hadem. Die Deutschen wüssten doch aus ihrer eigenen Geschichte nur zu gut, dass es am Ende eines Krieges immer nur Verlierer und Opfer auf beiden Seiten gebe: „Tote Frauen, Männer und Kinder.“
In Wittmund habe man sich an diesem Abend versammelt, „weil wir die Hoffnung auf Frieden nicht aufgeben. Wo sich Hass und Gewalt Bahn brechen, sagen wir Nein! Bei uns nicht! Wir stellen und in Gedanken und vielleicht auch Gebeten an die Seite der Opfer auf allen Seiten – in der Ukraine, in Russland, in Israel und im Gazastreifen und wo überall sonst Menschen im Krieg sterben.“ NIGE-Schülervertreterin Jolina Link betonte, dass die Bevölkerung in Israel und Gaza ständig um ihr Leben fürchten müsse. „Die Menschen dort sind auf uns angewiesen – auf die Stimme, die wir ihnen geben.“ Link mahnte, den wachsenden Antisemitismus in Deutschland nicht zu verharmlosen: „Alle Menschen haben ein Recht auf Frieden.“
Frieden ist der Weg
Für das Aktionsbündnis im Harlingerland hatte zu Beginn der Demonstration Mitorganisator Eberhard Hoffmann erklärt, dass jede Demo für den Frieden zählt. Er zitierte den Palästinenser, Israeli und Friedensaktivisten Thabet Abu Ras: „Ich bin – auf schreckliche Weise – nach dem 7. Oktober hoffnungsvoller als vorher. Die Ereignisse sind ein Weckruf für die Palästinenser, die Israelis und die internationale Gemeinschaft, um einen dauerhaften Frieden zu erreichen – für mein Volk, die Palästinenser, und für mein Land, Israel. Es gibt so unsagbar viel Schmerz, viel Leid für Israelis wie Palästinenser, aber es gibt keinen anderen Weg, als Frieden zwischen den beiden Parteien zu schließen.
Dieser Artikel ist zu erst im Anzeiger für Harlingerland erschienen (10.11.2023)