Amsterdam – wir kommen! Allen Hindernissen zum Trotz…
Kurz vor Ende des Halbjahres sollte es nun doch noch wahr gemacht werden: eine Fahrt ins Anne-Frank-Haus nach Amsterdam. Was sich zunächst als eine gute und schnell umsetzbare Idee anhörte – soweit ist Amsterdam schließlich nicht von Ostfriesland entfernt – , erwies sich bei der Planung als ziemlich umständlich und sehr (zu) teuer. Die Energiekrise und allseits steigende Preise taten ein übriges.
Und trotzdem tat sich eine Lösung auf: Das „Startklar-Paket“ war noch offen, und dieses war ja schließlich für genau solche Unternehmungen gedacht, die den von der Corona-Krise mit all ihren Facetten und unbequemen Begleitumständen gebeutelten aktuellen 13. Jahrgang ein wenig für entgangene Gemeinschaftsaktionen entschädigen sollten.
Dabei war das Ziel aus dem Geschichtsunterricht erwachsen: eine Schülerin – Alina – schlug einen Besuch des Anne-Frank-Hauses vor. Schnell taten sich zwei Kurse zusammen, um die Buskosten für den Einzelnen zu senken. Und so zogen 37 Schülerinnen und Schüler (krankheitsbedingt waren es dann nur 35) und zwei begleitende Lehrkräfte (Herr Dorfmüller und ich) los, um mit Vorbuchungen im Anne-Frank-Haus und im Rijksmuseum Amsterdam an zwei Tagen zu erkunden.
Dass das Wetter nicht gerade mitspielen sollte, war seit Sichtung der Wetter App uns allen klar, aber schlimmer als in Ostfriesland konnte es ja wohl nicht sein, schließlich sind wir hier einiges gewohnt. Aber schon, als wir den Bus verließen, um zum Hostel zu laufen, schlug uns ein eisiger und feucht-kalter Wind entgegen, der nichts Gutes ahnen ließ. Noch dazu ist Amsterdam eine Fahrradstadt und geprägt von den öffentlichen Verkehrsmitteln wie der allseits um uns herumfahrenden Tram oder den Grachtenbooten, aber es ist weiß Gott nicht auf einen Reisebus unserer Größe ausgerichtet. Unser Bus konnte nirgends halten, um uns beim Hostel herauszulassen; das führte zu einem ersten langen Marsch quer durch den Park, so dass wir durchfroren beim Hostel ankamen. Nach dem Einchecken ging es wieder zu Fuß zum Hauptbahnhof, um die Daily Tickets für alle zu ziehen. Das bedeutete noch einmal 30 Minuten durch eisige Kälte. Aber der allgemeinen guten Stimmung tat das keinen Abbruch, denn die 4- und 6- Bett- Zimmer hatten überzeugt (Kunststück: bei den Studienfahrten zuvor hatte es diesbezüglich wohl einige nicht so gute Erfahrungen gegeben) und nach einem Besuch der 7-stöckigen öffentlichen Bibliothek in der Nähe des Bahnhofs mit Aussicht über halb Amsterdam ließen wir die Schülerinnen und Schüler alleine die Stadt und das U-Bahn-System erkunden.
Herr Dorfmüller und ich hatten natürlich vollstes Vertrauen in unsere Schülerschar, dass sie am nächsten Morgen pünktlich zum angesagten Frühstückszeitfenster erscheinen würden – und was soll ich sagen? Alle waren dankenswerterweise heil und pünktlich vor Ort und das Besichtigungsprogramm konnte ablaufen.
Zuerst suchten wir das Anne-Frank-Haus auf und wurden in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Wartezeit bis zum Einlass haben wir für obiges Foto genutzt. Das Wetter war inzwischen klar, aber trotzdem noch sehr kalt. Dafür wurden wir durch die gute Organisation und Aufbereitung des Themas im Workshop entschädigt; wir lernten das Buch „In memoriam“ kennen, das sämtliche in Konzentrationslagern ermordete niederländische Juden (über 100000) namentlich und mit Geburts- und geschätztem Todesdatum auflistet. Es war unwahrscheinlich beeindruckend und die Gräuel auf einmal sehr nah, wenn man sich vorstellt, dass hinter jedem dieser Namen ein Leben und schreckliches Sterben steckt. Besonders brisant: Einige zunächst totgeglaubte Überlebende finden sich ebenso im Buch.
Der Gänsemarsch durch das durch seine Enge und Dunkelheit bedrückende berühmte Hinterhaus der Anne Frank mit den Erklärungen mit Hilfe eines Audio Guide hat einen nachhaltigen Eindruck auf uns alle gemacht. Die Tagebucheintragungen der Anne Frank zeugen von einem sehr reflektierten jungen Menschen, der mit der Welt und den furchtbaren Zuständen hadert, aber auch positiv in die Zukunft blickt. Unglaublich, dass dieses Mädchen mit 15 Jahren bereits eine solche Reife aufwies.
Nach einer anschließenden Mittagspause trafen wir uns dann wieder beim Rijksmuseum und bestaunten eine Stunde lang (bis zur Abfahrt des Busses) die Exponate von Rembrandt, van Gogh und viele andere beeindruckende Gemälde. Auch wenn uns nicht allzu viel Zeit blieb, haben wir dennoch viele positive Rückmeldungen bezüglich dieses Museums bekommen. Wie gut, dass wir es noch aufgesucht haben. Viel zu schnell war die Zeit herum und der Bus fischte uns – mal wieder zwischen Fahrrädern, Trams und Autos recht verloren – im fließenden Verkehr auf und es ging auf die 4-stündige Fahrt nach Hause.
Bedankt, Amsterdam!
Text und Bild: Elise Bessert, 05.02.2023