Tag der Talente im Januar

Begabungsförderung von „ungeahntem Ausmaß“ — Wie der Workshop „Ballonbau“ zum Aufreger wurde und anderes Berichtenswertes von den Tagen der Talente im Januar – 

Um in Zeiten der Pandemie Massenveranstaltungen zu vermeiden, werden vom NIGE im gesamten Schuljahr Projekttage mit unterschiedlichen Workshopangeboten verteilt, die nach Jahrgängen getrennt durchgeführt werden. Auch diese Art der Veranstaltungen hat durchaus ihren Reiz, ist doch die Aufmerksamkeit dadurch mehr auf die einzelne Veranstaltung gelegt.

So fanden im Januar 2022 zwei Workshops an einem Samstag statt, zu denen Grundschülerinnen und -schüler eingeladen waren (Codes knacken und Astronomie). Weitere Angebote waren in der Folgewoche Biologie (Mikrokosmos), Chemie im Alltag und Physik (Ballonbau). Bei der Erprobung der selbstgefertigten Ballone war der Erfolg für alle offensichtlich, denn ein Ballon überflog die vielbefahrene Auricher Straße und landete in der Siedlung, was die Anwohner in Schrecken versetzte. Sie konnten allerdings mit einigen entschuldigenden Worten besänftigt werden. Gottseidank ist nichts passiert und der Workshop „Ballonbau“ endete somit legendär.

Hier könnt ihr euch selbst ein Bild davon machen:

 

Auch am Samstag haben die angebotenen Workshops viel Entdeckerfreude bei den Kindern hervorgerufen (s. auch Zeitungsbericht vom 24.01.2022, „Anzeiger für Harlingerland“). Es mussten Codes von Geheimschriften „geknackt“ oder auch selbst am Rechner generiert werden; was für eine Herausforderung!

Und wie weit tatsächlich die Sonne von uns entfernt ist, wurde den Kindern im Astronomie-Workshop bewusst, denn kurzerhand wurden die Entfernungen draußen – bei nicht optimalem Wetter – simuliert, indem die einzelnen Planeten und ihr Abstand zur Sonne maßstabgerecht angedeutet wurden. Zudem erfuhren die Kinder viel über habitable Zonen im Weltall und den sogenannten „Urknall“.

 „Chemie im Alltag“ oder „Alltag mit Chemie“? Erstaunlich, wie oft wir mit Alltagsmaterialien bewusst oder unbewusst chemikalische Prozesse in Gang setzen. Ein gutes Beispiel ist der Backpulvervulkan, der von den Kindern ausgelöst wurde, oder auch die „Vergoldung“ von Kupfer-Münzen, die nach genauer Anleitung jedem gelingt. Das ist ein Relikt der Alchemie des Mittelalters. Zuvor durchliefen die Kinder Stationen zur Stoff – und Gerätekunde und machten den Bunsenbrenner-Führerschein. So waren sie gut gewappnet, als es zu den Versuchen der „Brennenden Hand“ oder des „Brausepulver-Feuerlöschers“ ging.

Bei der „Entdeckung des Mikrokosmos“ erfuhren die Kinder einiges über die Grenzen des menschlichen Auges und die Funktionsweise eines Lichtmikroskops. Anspruchsvoll in der Theorie und knifflig in der Praxis galt es zunächst die richtige Technik einzuüben und dann kam das Erlebnis, die kleinsten Bausteine des Lebens direkt in den Blick zu nehmen. „Das ist ja alles in so kleinen Boxen!“ Die Viertklässler erblickten die kleinsten Einheiten des Lebendigen, die Zellen. Algen und Moose und dann die einzelligen Wimpertierchen und Geißeltierchen und auch noch Bakterien! 

Bei dieser Vielfalt galt es sorgfältig zu arbeiten und genau hinzusehen, eine Kunst, die in heutigen Zeiten wichtiger denn je ist, und das haben die Kinder in dem Workshop hervorragend gemeistert.

Besuch aus dem NIGE erhielten die Grundschülerinnen und -schüler der GS Blomberg-Neuschoo, die in die Welt der Antike eintauchen durften. Das Angebot wurde sozusagen durch einen Kollegen vom NIGE in ihre Schule getragen, um gesundheitlichen Bedenken der Beteiligten gerecht zu werden und die Kinder trotzdem nicht auf den Tag der Talente verzichten zu lassen. 

Hier erfuhren die Kinder, die sich gleich zu Anfang als Römer mit einer Tunika verkleiden durften, viel Interessantes zum Leben im „alten Rom“, z. B. über die Wohnverhältnisse reicher wie ärmerer Römer, über Gladiatorenkämpfe oder über die hygienischen Verhältnisse in der Stadt, wozu auch ein Blick in die Reste einer öffentlichen Toilettenanlage mit einer gleichsam permanenten Klospülung gehörte. 

Für die NIGE-Schülerinnen und -schüler gab es auch ein breiteres Angebot, zum Beispiel „Japanisch für Anfänger“ für die 8. Klasse oder den Workshop „Druckwerkstatt“, der aus Gründen der Kohortenregelung gleich zweimal angeboten wurde. Auch war wieder das Angebot der Erstellung eines oder mehrerer „Stop-motion-Filme“ für die 5.Klässler dabei. 

Japanische Zahlen und ein paar Buchstaben sitzen jetzt schon mal! Ein Folgeworkshop soll vertiefend arbeiten und wichtige Floskeln und Alltagsgegenstände zum Inhalt haben. 

Somit sind die Schülerinnen und Schüler in die Lage versetzt, in Japan zu „überleben“, falls sie dort mal landen oder stranden.

Dass man aus alten Gegenständen wie z.B. CDs oder Verpackungsmaterial für Hamburger etc. tatsächlich Kunstwerke erschaffen kann, stellten die Teilnehmer des Workshops „Druckwerkstatt“ eindrucksvoll unter Beweis. Mit der altertümlich anmutenden Druckpresse, mit der das NIGE noch aufwarten kann, kamen so nach Einritzen von Mustern in CDs oder in das Material der Kunststoffverpackungen, nach ihrer sorgfältigen Einfärbung und anschließender Säuberung und nach dem Durchlaufen der Druckpresse wunderschöne kleine Bilder und Motive zustande, die auf gewässertem (Bütten)- Papier gedruckt waren. 

Wichtig ist bei der Erstellung eines „Stop-Motion-Films“, den beabsichtigten Gesamteindruck des Produkts im Blick zu behalten. Was will der Film vermitteln? Kommt die Story gut heraus? Sind alle Figuren gut zu erkennen und wieder zu erkennen? Stimmen die Einstellungen?

Somit gehört zur Erstellung vorweg enorm viel Überlegung, Planung und Stell-Übungen für Figuren oder Hintergründe, bevor es mit den Aufnahmen so richtig losgehen kann. Und hinterher müssen die Filme noch geschnitten werden, d.h. überflüssige Szenen oder Übergänge müssen entfernt werden, bevor der fertige Film gezeigt werden kann.

Für die Oberstufe gab es wieder den Workshop für die Vorbereitung zur Teilnahme am Wettbewerb „Jugend debattiert“; vielleicht findet er ja dieses Jahr statt. Die verschiedenen Argumentationsstrategien und fairen Überzeugungstricks sind bestens eingeübt und einsatzbereit.Auch wurden in getrennten Räumen schon neue Nachwuchsdebattanden in die Geheimnisse des Debattierens eingeführt.

Für intensive Proben nutzte wieder die Musical-AG den Tag der Talente. Sie machte Stellproben, verbesserte die Choreographie der Tänze, übte das Wechselspiel zwischen Darstellern und Band bei den Einsätzen und ließ von der Licht- und Tontechnik-AG alles bestens ausleuchten. So steht der Premiere des Musicals „Atemlos“ im März sicherlich nichts im Wege.

Insgesamt ist es gelungen, trotz widriger pandemischer Umstände ein wenig Herausforderung anderer Art und Abwechslung in den Schulalltag ausgewählter Kinder zu bringen.

Text und Bilder: Elise Bessert