1 Million zum Geburtstag, 50 Jahre NIGE
Text und Fotos von VON DETLEF KIESE Esens‘ Bürgermeisterin Karin Emken zeigte sich in ihrer Laudatio beim gestrigen Festakt sichtlich stolz: „Im vergangenen halben Jahrhundert hat das NIGE die Schullandschaft in unserer Stadt und den umliegenden Gemeinden geprägt und bereichert, indem es die Herausforderungen, Veränderungen und Erwartungen im Bildungsbereich angenommen hat und heute bestens qualifiziert, zeitgemäß und zukunftsorientiert aufgestellt ist.“
Die 50 Jahre, so Emken, seien zudem geprägt gewesen von einer guten und engen Beziehung zur Stadt Esens – Höhepunkt sei 2001 die Verleihung des „Silbernen Bären“ als höchste kommunale Auszeichnung in Anerkennung und als Respekt für die Leistungen bei der Expo 2000 gewesen. „Das NIGE steht für ein hohes Bildungsniveau und bietet Schülern unter anderem mit erstklassigen musikalischen und sportlichen Angeboten einen vielfältigen und attraktiven Ort des Lebens, des Lernens und der Gemeinschaft.“ Das Gymnasium sei unverzichtbar für die Bildungslandschaft in der Stadt, in der Region und für die Inselgemeinden.
Schulleiterin Anja Renken-Abken hatte eine große Zahl an Ehrengästen, darunter viele Wegbegleiter aus Politik und Wirtschaft und frühere Lehrer begrüßt. Unter ihnen waren die einstigen Schulleiter Bernd Pohlig, Hartmut Heck, Reinhard Anton und Petra Palenzatis (von der deutschen Schule in Washington) der Einladung gefolgt. Nach dem Grußwort von Niedersachsens Kultusministerin Frauke Heiligenstadt überreichte ihr Renken-Abken eine zum Jubiläum hergestellte Silberbrosche sowie das erste Exemplar der Festschrift mit Wissenswertem zur Schulgeschichte in fünf Jahrzehnten. Die 252 Seiten starke Broschüre ist im NIGE-Sekretariat, in den Esenser Buchhandlungen Janzen und Fleßner sowie in der örtlichen Sparkasse erhältlich.
Als origineller Festredner entpuppte sich Johannes Ackermann, der 1978 am Internatsgymnasium das Abitur abgelegt hat. Er beleuchtete die Esenser Landesschule humorvoll aus den drei Perspektiven -als Schüler, als Vater einer Internatsschülerin und als kooperierender Leiter der Inselschule Borkum. Ackermann kam unter anderem zu den Erkenntnissen, dass auch schulische Misserfolge seine Persönlichkeit gestärkt hätten und dass Systeme wie das Distanz-Lernen des NIGE dazu beitragen, dass Inselschüler lange in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können und damit die Inselschule nicht ausblutet.
Die vertrauensvolle, menschliche Art des NIGE-Kollegiums, das Vorbereiten der jungen Menschen auf das Leben nach der Schule und die soziale Kompetenzen lobte Holger Backhaus in seiner Funktion als Vorsitzender des Elternrats. Hendrik Siemens und Nic Iburg sprachen stellvertretend für die sogenannten Externen und Internatsschüler.
Eine Silberbrosche erhielt auch Studienrat i. R. Georg Frey, der in einem nahezu philosophischen Festvortrag der Frage nachging, ob Schule Heimat sein kann und dafür aus seinen Erinnerungen Bilder malte. Zur Namensänderung von Heimschule zu NIGE im Jahr 1980 fiel Frey augenzwinkernd ein, dass man das Gymnasium heute als „Residenz für Kompetenzentwicklung“ bezeichnen könnte. Stellvertretender Schulleiter Tjark-Fokken Emken erhielt Beifall für sein Engagement bei der Festaktvorbereitung.
Für Intermezzi sorgten der Knaben- und der Mädchenchor, das Bandprojekt „Greenhorn“, das Percussionensemble, die Gitarren-AG, die Internatsband und der Oberstufenchor mit Interpretationen aus der Zeit der Schulgründung. Die AG NIGE-TV unter der Leitung des im Ruhestand befindlichen
Henrik Toepfer erfreute die Gäste mit einem filmischen Rückblick, in dem die kulturellen Aktivitäten zum Expo-Jahr 2000 einen Schwerpunkt bildeten.
„Das Niedersächsische Internatsgymnasium hat eine große Bedeutung über Esens weit hinaus – auch für die Inseln und weil hier immer wieder neue Projekte entwickelt werden, die für andere Schulen interessant sind.“ Das erklärte gestern Frauke Heiligenstadt, die der Schule als Kultusministerin zum 50-jährigen Bestehen gratulierte und in höchsten Tönen lobte.
Das NIGE, mit mehr als 900 Schülern das größte der drei niedersächsischen Gymnasien in Landesträgerschaft, sei „etwas ganz Besonderes“ , es besitze eine hohe Akzeptanz und vermittle auch soziale Kompetenzen, sagte Heiligenstadt. Sie erinnerte an die 115 Internatsschüler darunter die mehr als 100 Insulaner, die die Esenser Bildungseinrichtung so einzigartig machten. „Das NIGE stellt die Bildungsaufgaben im ländlichen Raum trotz demografischen Wandels auf hohem Niveau sicher.“
Die Kultusministerin kündigte vor mehreren Hundert Ehrengästen, darunter zahlreiche Wegbegleiter des NIGE und im Ruhestand befindliche Lehrer, an, dass am Gymnasium die Berufsorientierung deutlich verstärkt und die Durchlässigkeit des Systems gefördert wird, und sie brach eine Lanze für das „entschleunigte“ 13-jährige Schulsystem G 9, für das das Land die Stundenzahl stark erhöht habe.
Freude löste das „Geburtstagsgeschenk“ von Frauke Heiligenstadt aus: Sie überbrachte Schulleiterin Anja Renken-Abken die Zusage über 1,09 Millionen Euro für dringend erforderliche energetische Sanierungsarbeiten an Schul- und Internatsgebäuden sowie für einen Fahrstuhl, der den Internatskomplex barrierefrei erschließt.