Sie geben jüdischer Familie ein Gesicht

Das Ehepaar Robin und Naomi Bronkhorst (Mitte) besucht die Klasse 9 LS des Niedersächsisches Internatsgymnasium Esens. Damit bekommen die Stolpersteine eine „lebendige Note“, wie Schulleiterin Anja Renken-Abken (links) betont. Bild Privat, Text: AH

Die Nachfahren des letzten jüdischen Lehrers der Synagoge in Esens haben das Niedersächsische Internatsgymnasium (NIGE) besucht. Davon berichtet die Schulleiterin Anja Renken-Abken. Aus einem geschichtlichen Ereignis sei mit Robin und Naomi Bronkhorst die Vergangenheit für die Klasse 9 LS zur Gegenwart geworden.

Patenschaft

Das NIGE übernimmt für einen der ersten Stolpersteine in Esens eine Patenschaft. In der Auseinandersetzung mit dem Thema wollte die Klasse 9 LS darüber hinaus ein Zeichen setzen und entschied, zusätzlich noch einen eigenen Stolperstein zu finanzieren. „Ich möchte mal mit meinem Enkel an diesem Stein stehen und ihm davon erzählen, dass ich mit meiner Klasse diesen Stolperstein gestiftet habe“, sagte Jelle Söker (15) und begeisterte so die Klasse für dieses Projekt.

Mit dem Besuch des Ehepaars Bronkhorst in der Schule bekommen nun die Stolpersteine eine „lebendige Note“, wie Renken-Abken schreibt. Das Ehepaar erzählte eindrücklich, wie die Ereignisse der Nazizeit bis heute in ihren Familien Nachhall finden.

So konnten sie ihre Großeltern nie kennenlernen, denn sie waren schon lange ermordet, bevor Robin und Naomi Bronkhorst geboren wurden. Über die Zeit der Verfolgung und Ermordung wurde in der Familie geschwiegen, erst mit elf Jahren erfuhr Robin Bronkhorst, dass er jüdische Wurzeln hat. Erst dann begann er das Judentum für sich zu entdecken, während seine Eltern weiterhin nicht jüdisch lebten.

Diese geschilderten persönlichen Erfahrungen bildetet für die Schülerinnen und Schüler die Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart. „Sie zeigten deutlich, gerade in der heutigen Zeit, das für uns alle die Aufgabe bleibt, Ausgrenzung und Beleidigungen entschieden entgegenzutreten“, schreibt die Schulleiterin abschließend.

Nach einem Artikel des Anzeigers für Harlingerland vom 23.03.2022