Premiere des NIGE-Musicals „Oliver“ 2014
In diesem Jahr wagten sich die Akteure an den sozialkritischen Roman von Charles Dickens.
„Es gibt immer wieder Grütze“, sangen die Schüler, als sie vorgestern Abend durch den Zuschauerraum laufend auf die Bühne der Aula des Niedersächsischen Internatsgymnasiums Esens (NIGE) gelangten. Waren sie doch die jüngsten Darsteller des innerhalb eines Jahres einstudierten Schulmusicals „Oliver !“, natürlich basierend auf den bekannten sozialkritischen Roman „Oliver Twist“ von Charles Dickens. Die Premiere verfolgten 210 begeisterte Zuschauer.
Nun wird auch das anfängliche Klagelied der Kinder verständlich, denn hier ist Schmalhans Küchenmeister. Doch Bewohner Oliver Twist (Jantke Gei-ken), von seiner Mutter an das Armenhaus verkauft, begehrt auf. Das lässt sich Mr. Bumble nicht bieten, er verkauft den Jungen für drei Pfund an den Sarghändler Mr. Sowerberry (Esther Seifert). Doch dort wird Oliver auch nicht glücklich, nach einer Auseinandersetzung mit Sowerberrys Lehr-lung Noah Claypole (Hendrik Siemens) flieht er und findet sich in den düsteren Straßen von London wieder. Als er dort Artful Dodger (Lina Janßen) kennenlernt, kommt der Junge vom Regen in die Traufe. Denn Dodger ist Teil einer jugendlichen Diebesbande, die von Fagin (Klara Müller) angeführt wird. Oliver ahnt zunächst nicht, welches kriminelle Handwerk die Gruppe nachgeht. Doch schnell wird der Junge in die Kunst des Taschendiebstahls eingeführt. Noch gefürchteter in der Londoner Untergrundszene als Fagin ist der Hehler Bill Sikes (Isabelle Esper), dessen Lebensgefährtin Nancy (Laura Konken) ein freundschaftliches Verhältnis zu Oliver entwickelt.
Für den Protagonisten bringt gleich die erste Diebestour eine schicksalhafte Begegnung. Denn Oliver wird fälschlicherweise verdächtigt, den gutmütigen älteren Herrn Brownlow (Pascal Jahnke) bestohlen zu haben. Brownlow nimmt Oliver sogar bei sich zu Hause auf – zum ersten Mal winkt dem Jungen ein Leben in bürgerlichen Verhältnissen. Für Fagin und Sikes stellt diese Möglichkeit eine große Gefahr dar, schließlich könnten sie von Oliver verraten werden. Der Junge wird schließlich von den Kriminellen entführt, Nancy wendet sich vertrauensvoll an Mr. Brownlow. Es kommt zu einem dramatischen Finale, an dessen Ende Nancy und Sikes sterben. Versöhnlich am Schluss aber immerhin für Oliver, dass sich Brownlow als sein Großvater entpuppt und ihn tatsächlich bei sich wohnen lässt.
Dickens zeigt in seinem Roman, was es bedeuten konnte, zu Zeiten der Frühindustrialisierung ein Kind der sozialen Unterschicht zu sein. Bei der Umsetzung als Musical orientierte sich das NIGE an die Version von Lionel Bart aus dem Jahr 1960, die damals große Erfolge am New Yorker Broadway und am Londoner West End feierte. Nun schon zum dritten Mal inszeniert die Arbeitsgemeinschaft der Schule ein Musical, wie gewohnt unter der Leitung von Christine Lier und Armin Hoyer.
Lier erfreut: „Dieses Musical gab es her, nicht nur besonders viele, sondern auch Schüler aus den unteren Jahrgangsstufen als Darsteller einzusetzen.“
Und unmittelbar vor der Premiere bereiteten zwei professionelle Maskenbildner vom NDR die Schauspieltalente auf ihren Einsatz vor – das NIGE hatte eine entsprechende Aktion gewonnen. Genauso professionell war die Beleuchtung und der Ton, die unter der Leitung von Knut Blanke und seinem Team hochmodern von Computern unterstützt , das hohe Niveau der Aufführung unterstrichen. Die Musical-Band unter Eberhard Nolopp brachte die Musik von Lionel Bart zu einem Hochgenuß. Das Bühnenbild und die Kostüme hatten einen großen Anteil daran sich real in die Zeit und nach London versetzt zu fühlen. Dank und Lob an alle Beteiligten.
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