Europa zu Besuch am NIGE
Die regionalen Sportarten stehen seit gestern im Fokus einer Comenius-Woche am Niedersächsischen Internatsgymnasium Esens. Dazu begrüßte Schulleiterin Petra Palenzatis knapp 50 Schüler sowie die betreuenden Lehrkräfte aus Frankreich, Polen, der Türkei, Italien und Spanien.
Comenius ist das europäische Programm für die schulische Bildung. Es ermöglicht innovative Wege der Zusammenarbeit und Partnerschaft schulischer Einrichtungen. Zuständig für die Umsetzung in Deutschland ist der Pädagogische Austauschdienst (PÄD; als Nationale Agentur für EU-Programme im Schulbereich. „Das Projekt mit den Partnerschulen in Esens wurde im Juni genehmigt und wird mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert“, erklärt Ulrich Apke, der die Gäste während der Comenius-Woche am NIGE zusammen mit Martin Ebert, Hanna Geistert und Thilo Thedinga betreut.
Im Zeitalter der Globalisierung und Europäisierung machen sich immer mehr Menschen, darunter eben auch Schüler, Gedanken über ihre Identität. Der Prozess der Europäisierung, der bisher vor allem den wirtschaftlichen Aspekt in den Vordergrund rückte, wird von vielen Menschen mit Ängsten verbunden. „Die Befürchtung, das Eigene zu verlieren, die eigene Identität aufzugeben, zugunsten eines zentralisierten Europas, macht es den Bürgern schwer, in Europa eine Chance zu sehen, die mehr bietet, als die Annehmlichkeiten einer einheitlichen Währung“, erklärt Ulrich Apke. Vor diesem Hintergrund will das Projekt am NIGE „Regionale Identität als Voraussetzung für eine europäische Zukunftsperspektive – regionale Sportarten“ in Esens beispielhaft aufzeigen, dass Europa auch und vielleicht gerade nur dann funktioniert, wenn man sich seiner eigenen regionalen Identität bewusst ist. „Andererseits wollen wir natürlich Lust auf Europa und die Perspektiven machen, die ein geeintes Europa eröffnet“, so Apke. Die Stärkung des europäischen Gedankens und seine Weiterverbreitung durch die Jugendlichen gehören zu den Hauptzielen des Comenius-Projektes des NIGE als Gastgeber.
Während ihres einwöchigen Aufenthaltes sollen die Schüler der Partnerschulen -alle liegen in eher ländlich geprägten Regionen mit zum Teil hoher Arbeitslosigkeit und oftmals prekären Einkommensverhältnissen – in gemeinsamen Aktivitäten ihre interkulturellen Kenntnisse ausbauen und reflektieren, das Verbindende in Kultur, Geschichte und Mentalität herausstellen und sich gleichzeitig über das jeweils regional Spezifische bewusst werden. Weitere Aspekte dieses Projektes sind die Verbesserung der sprachlichen Kompetenz sowie die Vorbereitung auf den sich wandelnden europäischen Arbeitsmarkt.
Erste Gelegenheit zum Kennenlernen hatten die Schüler und Lehrer nach der offiziellen Begrüßung bei Kaffee und Tee, serviert von der Elternschaft im Atrium des NIGE. Kommuniziert wurde dabei überwiegend auf Englisch, aber auch Spanisch, Französisch und Deutsch. Erster offizieller Akt war anschließend ein Empfang durch den Bürgermeister der Stadt Esens, Klaus Wilbers, im Rathaus. Vertieft wurde das Kennenlernen von Esens während einer Stadt-Rallye.
Morgen geht es um den ostfriesischen „Nationalsport Nummer. 1″, das Boßeln. Damit verbunden ist im Freizeitbereich häufig der Genuss typisch regionaler Speisen. So ist nach dem Boßeln auf der Hartwarder Straße auch ein zünftiges Grünkohlessen vorgesehen.
Nach einem Sonntag zur freien Verfügung geht es am Montag um die mediale Präsentation weiterer regionaler Sportereignisse wie Ossiloop und Nordseeschwimmen sowie der Präsentation der Ergebnisse der Partnerschulen. Mit der Entwicklung einer neuen europäischen Sportart, die Elemente aus allen beteiligten Regionen berücksichtigt, und einer Abschlussfeier im Captains in Bensersiel geht die Comenius-Woche in Esens Dienstag zu Ende.