Besuch in der Gedenkstätte KZ Engerhafe
Welch ́ furchtbar kalter Wind umgab uns bei unserem Besuch in der KZ-Gedenkstätte Engerhafe, als wir uns nach einer Phase forschenden Lernens in der neuen interaktiven Ausstellung innen einmal draußen die Ausmaße des Lagers anschauten und die Gräber auf dem Friedhof Engerhafe besuchten! – Natürlich ist unser Frieren nicht vergleichbar mit dem entsetzlichen Leiden, dem die KZ-Insassen des Jahres 1944 (vom 21. Oktober bis zum 22. Dezember) ausgesetzt gewesen waren.
Die Schülerinnen und Schüler haben es selbst recherchiert: In den zwei Monaten, in denen das KZ als Außenlager des KZ Neuengamme in der damaligen Form Bestand hatte, sind 188 Personen von insgesamt 2000 Häftlingen an Hunger, Kälte, Ruhr, Erschöpfung und vielem anderen mehr umgekommen. In Ostfriesland ist Regen in der Jahreszeit an der Tagesordnung und die zum Beispiel von der Straße in Putten (Niederlande) weg verhafteten Männer mussten in ihrer Kleidung ohne Möglichkeiten des Waschens, Wechselns oder Anpassens an die Winterzeit ausharren und hatten mit ihren zum Teil einfachsten Holzschuhen oder -latschen, die sie mit Stofffetzen um die Füße gebunden hatten, im 16 km entfernten Aurich-Sandhort Panzerabwehrgräben auszuheben, um den Friesenwall um Aurich herumzuziehen. Tagaus/Tagein schleppte sich dieser Trupp Arbeiter, der sich aus allen möglichen Nationalitäten zusammensetzte (Polen, Niederländer, Ukrainer, Russen, Franzosen etc.), von Engerhafe zu Fuß nach Georgsheil, um dort in Viehwaggons nach Aurich transportiert zu werden, wo er wiederum ca. 2 km zu seiner Arbeitsstätte nach Sandhorst laufen musste.
Die neue Ausstellung in den frisch renovierten Räumen des alten Pfarrhauses ermöglichte den 12. Klässlern des NIGE-Leistungskurses Geschichte, unter 8 gestellten Oberthemen wie zum Beispiel, wie die Entstehungsgeschichte des Lagers war oder wie sich ein Arbeitstag der Häftlinge gestaltete, in Kleingruppen auf Spurensuche zu gehen und sich in den Audiodateien von Zeitzeugen oder den Daten des Pfarramtes, die damals der Totengräber vorschriftsmäßig gesammelt hatte, ihre Antworten zu suchen. Viel ist nicht übrig geblieben, was von der damaligen Zeit zeugt, weil nach Auflösung des Lagers natürlich so viele Spuren wie möglich beseitigt worden sind. Aber dennoch ist in akribischer Kleinarbeit sehr viel Wissen durch Befragungen der Betroffenen, der Nachbarn, aus Büchern und von den Erzählungen der Angehörigen, die jedes Jahr Gelegenheit haben, zur Gedenkfeier zu kommen, zusammengetragen und sehr beeindruckend aufbereitet worden.
So konnte der Leistungskurs diesem Kapitel der deutschen Geschichte doch hautnah begegnen, auch wenn die Themenabfolge der Qualifikationsstufe in diesem Durchlauf das Thema Nationalsozialismus gar nicht streift.
Wir danken dem Team in der Gedenkstätte für ihre einfühlsame und pädagogisch-wertvolle Begleitung und werden diese Eindrücke noch lange mitnehmen.
Text und Bild: Elise Bessert