Archäologen zu Gast am NIGE
Als der oströmische Kaiser Justinian sich Mitte des 6. Jahrhunderts n. Chr. anschickte, das alte römische Reich in seiner ehemaligen Größe und Pracht wiederherzustellen, konnte er noch nicht ahnen, dass eine europaweite Pandemie seine Pläne durchkreuzen und auch noch nach ihm benannt werden würde. Die sog. Justinianische Pest hatte sich in Europa breit gemacht und sollte bis ins 8. Jh. immer wieder zum Ausbruch kommen. Ganz so große Pläne wie der ehrgeizige Kaiser hatte die 7L in diesem Jahr nicht, aber immerhin sollte es nach Kalkriese, einem mutmaßlichen Austragungsort der sog. Varusschlacht gehen, ein absolutes Highlight in den ersten beiden Lateinlernjahren. Aus hinlänglich bekannten Gründen musste diese Fahrt zum Leidwesen der Schülerinnen und Schüler abgesagt werden. Ein kleiner Trost war der digitale Besuch der Althistorikerin Dr. Frauke Sonnabend aus dem Team von „Archäologen zu Gast“. Frau Sonnabend, die uns per IServ Videokonferenz zugeschaltet war, hielt einen spannenden Vortrag zum Alltagsleben der Römer, erklärte u.a., wie römische Kinder ihre Freizeit verbrachten, wie eine römische Villa ausgestattet war, und beantwortete die vielen Fragen der neugierigen Schülerinnen und Schüler. Fachlich anspruchsvoller, aber nicht weniger interessant war der Vortrag von Dr. Christine Reich, die meinem Schwerpunktkurs das Semesterthema „Völkerwanderung“ aus archäologischer Perspektive näherbrachte und uns wichtige Erkenntnisse zur germanischen Migration in der Übergangsphase von der Antike zum Mittelalter sowie zu den wissenschaftlichen Methoden der modernen Archäologie vermittelte. An dieser Stelle möchte ich mich auch ganz herzlich beim Förderverein des NIGE bedanken, der den Vortrag von Frau Dr. Reich finanzierte. Gerade für eine Schule, die nur wenige außerschulische Lernorte in ihrem Umfeld hat, sind digitale Angebote wie die Präsentationen und Vorträge von „Archäologen zu Gast“ eine sinnvolle Bereicherung des Geschichts- und Lateinunterrichts. Ersetzen können sie den Besuch außerschulischer Lernorte natürlich nicht.
Text: Martin Ebert