SDLN: „Guilty or not guilty?“
Nach einem Artikel aus dem Anzeiger für Harlingerland vom 7.6.2013
Text und Fotos VON KLAUS KREMER
Direkt nach den Weihnachtsferien nahmen Englisch-Lehrerinnen Barbara Glittenberg in Esens und Anja Börgmann auf Langeoog Kontakt auf, um für den Unterricht ein Projekt vorzubereiten. Im Mai erarbeiteten die Schüler ihrer achten Klassen gemeinsam in drei Video-Konferenzen und dem normalen Unterricht die Lektüre „Killing Mr. Griffin“. Die Lehrerinnen hatten sich zuvor in einer Probeschaltung mit der neuen Technik vertraut gemacht.
Die Jugendlichen schlüpften nun zum Abschluss in die Rollen der Protagonisten, über verschiedene Plattformen stimmten sich Staatsanwaltschaft, Verteidigung und Angeklagte im Vorfeld ab. Während der Schulzeit hatten sie über den SDLN-Server dazu Gelegenheit, aber auch privat über Skype, Telefon und Facebook, sogar persönliche Fahrten ans Festland investierte die Langeooger „Staatsanwältin“ Hannah Westerkamp.
Im Buch geht es um den strengen und verhassten Highschool-Lehrer Mr.Griffin, dem Schüler mit einem Kidnapping eine Lehre erteilen wollen. Doch das läuft aus dem Ruder, Mr. Griffin stirbt an einer ungeahnten Herzschwäche! Statt zur Polizei zu gehen, beschließen die Freunde, ihre Tat zu vertuschen und verstricken sich immer tiefer in ein Netz aus Lügen, falschen Alibis und ängstlichem Schweigen. Nur einer bewahrt kühlen Kopf und geht über weitere Leichen!
Im Rahmen der Video-Konferenzen gab es zunächst eine Vorstellungsrunde. Dann wurden die Inhalte besprochen und Rollen verteilt. Die Gerichtsverhandlung wurde am Mittwoch vom Gerichtsreporter Leo Barenthin eingeleitet, bevor Anja Börgmann den ehrenwerten Richter Philipp Schmidt ankündigte und alle sich von den Plätzen erhoben. Der stellte nicht nur den Angeklagten zum Auftakt des Prozesses die entscheidende Frage „Guilty or not guilty?“, sondern bat auch die Zuschauer um ihre Meinung.
Die besondere Zusammenarbeit über LDL stellte für beide Seiten eine zusätzliche Motivation im Unterricht dar, für die Langeooger Schüler, die später ans NIGE wechseln wollen, um ihr Abitur zu machen, bedeutete sie zudem den Vorteil, die künftigen Mitschüler schon vorab kennenzulernen. Das vereinfacht später den Start in der ungewohnten Umgebung.
Die Technik wurde von beiden Seiten schon ganz selbstverständlich genutzt. Die gemeinsame Gerichtsverhandlung stand jedoch im Vordergrund. Quer über das „Wattenmeer“ erfolgte schon mal ein „Psssst!“, wenn ein Schüler seinen Einsatz verpasst hatte.
Langeoogs Schulleiterin Angelika Fischer deutete an, dass die Technik nicht nur für den Unterricht eingesetzt werde, auch gemeinsame Fachkonferenzen würden so die Kooperationen der Schulen intensivieren. Nicht zuletzt sei die Arbeit mit LDL eine wichtige Vorbereitung auf Studium und Beruf.