Engagement ist keine Zeitverschwendung
EHRENAMT – Schülervertreter des NIGE berichten über Erfolge und wo sie gescheitert sind
Manchem mag es wie reine Zeitverschwendung vorkommen. Eine unnötige Belastung, wenn man doch gerade so intensiv lernen muss, um ein möglichst vorzeigbares Abi zu ergattern, das dann alle Wege in die Berufszukunft öffnet. Mitmachen in der Schülerverwaltung, ist das ein Ehrenamt zur Unzeit? Das neunköpfige SV-Team am NIGE (Niedersächsisches Internats-Gymnasium Esens) sieht das anders. Nicht nur, weil es Spaß macht, sich für die Schülerinteressen einzusetzen, sondern auch weil man wertvolle Erfahrungen macht. Zum Beispiel, dass auch wirklich gute Ideen für die Zukunft mal scheitern.
Der Zebrastreifen
Der Zebrastreifen zum Combi ist vielleicht eine solche Idee, sogar eine mit einer richtigen Tradition des Scheiterns. Viele NIGE-Schülerinnen und -Schüler wünschen und wünschten es sich, damit sie in einer knapp bemessenen Lern-Pause mal eben rüber können. Schnell rüber – die paar Meter bis zur Ampel sind dann schon zu weit. Und trotzdem blieb das immer ein schlagendes Gegenargument: Dass es eben einen sicheren Überweg an der Ampel schon gibt und, dass der Autoverkehr durch einen zusätzlichen Zebrastreifen zu stark behindert würde. Deshalb blieb die Idee unrealistisch; solange die Prioritäten im Straßenverkehr eben sind, wie sie sind.
Ideen, die auch zünden konnten, haben die Schülervertreterinnen und -vertreter aber auch bis in die Realitätsreife entwickelt. Zum Beispiel die große Demo gegen den Ukraine-Krieg im Mai 2022, mit der es auch gelang, die Vertretungen der anderen weiterführenden Schulen in Esens einzubinden. „Es war uns einfach wichtig, Solidarität mit den vom Krieg betroffenen Menschen zu zeigen“, erklärt Marieke Kobuch; „und wir hatten das Gefühl, dass die Aktion den Schülerinnen und Schülern wirklich viel gegeben und Zusammenhänge aufgezeigt hat“, ergänzt Leevke Hüske.
„Wir sind politisch“
Einen Zusammenhang in globaler Hinsicht macht auch die 2017 von der SV eingerichtete Pfandbox im NIGE klar. Leere Pfandflaschen werden hier gesammelt und das damit erzielte Geld an die Organisation „Viva con Agua“ gespendet, die sich weltweit für sauberes Wasser einsetzt: Eine Selbstverständlichkeit in Ostfriesland, ein knappes Mittel zum Überleben an vielen anderen Orten des „blauen Planeten“. „Wir sind politisch“, fasst Kai Wettstein den Anspruch von Pfandbox und Ukraine-Demo zusammen. Und bei allen Projekten an ihrer Schule lernen die in der SV aktiven Schülerinnen und Schüler viel für sich selbst dazu.
Zum Beispiel darüber, wie viel organisatorischer Aufwand hinter einer gelingenden Aktion steckt, und wie kooperatives Arbeiten gelingen kann. „Das steht immer im Vordergrund“, sagt Hilko Krey, „dass wir gemeinsam an guten Ideen arbeiten.“ Natürlich auch mal an Themen, bei denen es vor allem um den Spaß der Schülerinnen und Schüler geht. Die Nikolaus- und die Valentinsaktion zum Beispiel, die einfach gut bei den anderen ankommen. Auch darin steckt jede Menge Vorbereitungsarbeit, eine hohe Motivation, sehr viel Organisationsaufwand – und Entgegenkommen. Wenn zum Beispiel gemeinsame Termine gefunden werden müssen, nehme man schon auf diejenigen Rücksicht, in deren persönlichen Stundenplan ein Vorschlag eben nicht so gut passt.
Nach einem Artikel des Anzeigers für Harlingerland vom 01.06.2023