Gruppe vor dem Wawelschloss
Als wir nach 18 Stunden Busfahrt endlich in Krakau ankamen, haben wir unser Gepäck in schon fertige Zimmer gestellt und sind mit Christian, unserem „Stadtbilderklärer“, auf den Marktplatz gegangen, bei 38°C und ohne getauschtes Geld war dies auch bitter nötig. Dort erklärte er uns sogleich, wo die besten Restaurants und Wechselstuben zu finden seien und zeigte uns am Abend den unterirdischen Marktplatz. Dort gab es viel Interessantes zu entdecken, man hat jahrhundertealte Ruinen des ehemaligen Marktplatzes wiedergefunden und konnte so das Bild der Stadt zur Zeit des Mittelalters nachempfinden. Dass es dort mit ca. 20°C angenehm kühl war, machte den dortigen Besuch zu einem schönen Erlebnis.
Der nächste Tag begann im Stadtteil Kazimierz und endete mit dem jüdischen Ghetto mit der berühmten Adlerapotheke und der Remuh-Synagoge. Dort mussten die Jungen, Herr Güttner und Christian eine Kippa tragen und die Mädchen sowie Frau Hagebölling sich mit ausgeliehenen Tüchern die Schultern und Knie bedecken, was bei den immer noch guten 30°C kein Vergnügen war.
kopiec kościuszki (Stadtanhöhe)
In der Synagoge erhielten wir eine jüdische Gesangseinlage von Christian, ein Highlight für alle Anwesenden.
Am Samstag besichtigten wir dann den Wawelhügel, auf dem das prächtige Wawelschloss steht. Das zu sehende Bild zeigtuns vor diesem Schloss. Auf dem Hügel befindet sich auch eine Kathedrale und die berühmte Sigismund-Glocke, die hoch über der Stadt liegt und einen tollen Ausblick bietet. Da Aberglaube ein wichtiger Bestandteil unserer Fahrt war, berührten sogleich alle Mädchen mit der linken Hand die Glocke, in der Hoffnung, bald einen hübschen Mann zu abzubekommen und ihn irgendwann zu heiraten.
Sonntags morgens beförderte der Bus uns aus der Stadt bis nach Przegorzaly, von wo aus wir eine etwa zweistündige Wanderung zum Kościuszko-Erdhügel antraten, den ihr euch vorstellen könnt wie einen „Lottikarotti-Hügel“. Hier hatten wir eine super Aussicht weit über die Grenzen der Stadt hinaus. Anschließend sind wir wieder nach Krakau zurück gewandert.
Am nächsten Tag sind wir mit dem Bus wieder ein Stück aus Krakau hinausgefahren, diesmal in Richtung Zakopane, um eine Floßfahrt zu machen. Dabei wusste eines unsere Flöße die Motivation der Fahrer anzustacheln und dieses überholte ganze 31andere Boote. Trotz Vorsprung, der bedeutete Christian nicht bei sich zu haben, versuchten einige im Ziel, auf eigene Faust Essbares zu finden.. Essbar war es zwar, aber gesund? Oder lecker? Naja.
Kathedrale auf dem Wawel
Danach sind wir noch bei einer traditionellen Käsehütte vorbeigefahren und waren so mutig, den leckeren Käse zu probieren. Christian musste dreimal nachbestellen und wir haben alles weggeputzt. Die Busfahrerfrau trank zudem trotz eingehender Warnungen der Hüttenbesitzer noch von der traditionellen Milch, was bei ihr zu argen Darmproblemen führte und uns zu Zwischenstopps auf dem Heimweg zwang. Da der Bus aber sowieso mit der Hitze nicht zurechtkam und ein ums andere Mal stehenblieb, machten uns die zusätzlichen Stopps nichts aus. Sonnenverwöhnt ging es dann am Abend wieder in die Stadt, um neue Restaurants oder spannende Abenteuer zu erleben.
Am Dienstag führte uns der Weg ins Museum von Oskar Schindler, das in der originalen Fabrik eingerichtet wurde. Die Erklärungen sind dort leider nur auf Polnisch oder Englisch zu lesen, dafür gab es aber viele originale Dokumente, die natürlich in deutscher Sprache verfasst worden sind. Der eindrucksvolle Aufbau der Ausstellung und viele Effekte machten die sprachlichen Probleme ebenso schnell vergessen
Am nächsten Tag stand das Salzbergwerk Wielicka auf der Tagesordnung. Die zwei Kilometer lange Touristentour bei bis zu 130m Tiefe war beeindruckend und unglaublich schön. Eindrucksvolle unterirdische Kirchen und Seen sowie fantastische Fertig-Sandwiches, die ihr in Deutschland nie finden werdet! Zudem hat man in dem dortigen Kiosk ein Lager mit original polnischem Bärchensaft (Kubus) angelegt, den man unbedingt zu dem Sandwich trinken sollte.
Der letzte Tag brach an und es wurde Zeit, sich auf den Heimweg zu machen. Vorher stand aber noch ein Programmpunkt an, der letzte Halt auf unserer Fahrt war das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. Sprach- und verständnislos gingen wir durch die beiden Lager. Die Führung war für einige sehr emotional und die ein oder andere Träne konnte nicht zurückgehalten werden. Dazu kam die Ahnungslosigkeit des Busfahrers und seiner Frau, welche Auschwitz weder historisch noch sonst irgendwie einordnen konnten. Dazu fiel uns nichts ein außer – Betretenes Schweigen.
Nachdem wir im Stammlager gewesen waren (die Führung dauerte etwa drei Stunden), führte uns unser Weg bei 32°C weiter nach Birkenau, wo wir Weiteres lernten und uns unvorstellbare Tatsachen vor Augen geführt wurden. Am Ende konnten wir uns in dem Turm über dem Eingangsportal, durch welches bis 1945 die Todeszüge einfuhren, einen Überblick über das halbe Lager verschaffen und beginnen, dort für uns die vielen Eindrücke zu verarbeiten. Der Weg nach Hause hatte nun begonnen und schon jetzt wünschten sich alle ihr Bett. Zwar spielten einige von uns zu Beginn noch auf dem Boden Karten, aber dann schliefen einige dort, der Platzmangel und die Müdigkeit war allen anzusehen – aber niemand beschwerte sich, denn wir hatten eine tolle Zeit in Krakau!
Verfasserinnen: Andrea Erdmann und Sophie Barfs