„Es geht um Mitmenschlichkeit und Mitgefühl“
Mit dem traditionellen Glockengeläut begann am Montag die Veranstaltung zum Gedenken an den Bombenangriff auf Esens. Das Rahmenprogramm, das seit zehn Jahren von Schülerinnen und Schülern gestaltet wird, gab es pandemiebedingt nicht. Dennoch waren das Niedersächsische Internatsgymnasium (NIGE) und die Carl-Gittermann-Realschule mit mehreren Schulklassen gekommen. „Es ist eben auch wichtig, den Schülern zu zeigen, was Gedenken ist“, sagt NIGE-Lehrer Martin Ebert.
Zehn Minuten – so lange dauerte der Angriff im September 1943 und so lange läuten in jedem Jahr um 11 Uhr die Glocken von St. Magnus. Bürgermeisterin Karin Emken sprach von dem Schmerz der Menschen in der Stadt, für die der 27. September ein Tag der Trauer bleibe. Und davon, dass Krieg und Gewalt nur deshalb nach Esens kamen, weil „in ganz Deutschland eine rassistische, antisemitische und völkisch-nationale Grundhaltung von Millionen von Deutschen frenetisch unterstützt, geteilt und gefeiert wurde“. Deutliche Worte fand sie im Bezug auf die Bundestagswahl am Sonntag. Die Gefahr wachse, dass rassistische und rechtsextreme Positionen normalisiert werden. Man habe wieder sehen müssen, dass Menschen in die Parlamente gewählt würden, die Hass und Hetze verbreiteten und diese Positionen als normal bezeichneten.
Die deutsche Geschichte habe gezeigt, dass Freiheit und Demokratie zerstört werden können, wenn rassistische Grundhaltungen nicht rechtzeitig auf energischen Widerstand stoßen. „Es wird gelingen, wenn wir uns menschenverachtenden Haltungen widersetzten und zusammenstehen“, fuhr die Bürgermeisterin fort. Es gehe um Mitmenschlichkeit und Mitgefühl, zusammenhalt und Gemeinschaft.
In den vergangenen Jahren begleitet ein Chor des NIGE die Gedenkveranstaltung. Jetzt traten die Lehrerinnen Ricarda Grewe an der Klarinette und Andrea Janssen am Akkordeon gemeinsam auf, mit Stücken von Astor Piazzolla. Musik, die die mehr als 90 Menschen vor der Warftbühne sichtlich bewegte.