Landart im Wattenmeer
Text: Klaus Händel, Fotos: H.Ellinghaus: Urlauber und Campinggäste am Bensersieler Strand staunen über Kunst im Watt. „Ich will das Publikum visuell sensibilisieren“, soll Christo einst gesagt haben. Das möchte das Niedersächsische Internatsgymnasium Esens, SPK Kunst 11 unter Leitung des Kunstpädagogen Harald Ellinghaus auch.
Er erklärt: „Im Zuge der Erweiterung des Kunstbegriffs entstanden Ende der 1960-er Jahre die Kunstrichtungen Land Art und Landschaftsinstallation, die anders als bei konventionellen Plastiken manchmal einen ganzen Landstrich als unverzichtbaren Bestandteil in die Gestaltung mit einbezieht und oftmals zu meditativen Betrachtungen der Umwelt einlädt. Entsprechend den äußeren Bedingungen wirken sie immer wieder anders.
Die Landschaftskunst-Projekte reflektieren die Gegebenheiten unveränderter oder gestalteter Natur, betonen mit einer großen ästhetischen Komponente die Eigenheiten der speziellen Landschaft. Die Arbeit mit unterschiedlichen Materialien, Stoffen und Farben schärft den Blick, macht aufmerksam, verändert unsere Sichtweise der Dinge. Die Arbeit selbst wie auch die Rezeption des Ergebnisses vergrößert das Verständnis für das Wesen der Natur. Die Wahrnehmung von Zeit, Wetter, Licht, Tide, Tages- und Jahreszeiten wird zunehmend sensibilisiert. Das Besondere an dieser Kunstrichtung ist, dass sie jeder sehen und sich damit auseinandersetzen kann.“ Anlass ist das aktuelle Kunstprojekt des NIGE „Wattenmeerlinie“. Die Installation erinnert an das EXPO-Projekt „Tore zum Meer“ und betont die Besonderheiten der Landschaft in Bensersiel. Einzelne, sich leicht verändernde Metall-Stoff-Objekte bilden optisch eine attraktive Linie und damit eine Einheit. „Formgebung und Aufstellung sind nicht beliebig, sondern ein subtiles Erkunden der für Bensersiel typischen landschaftlichen Gegebenheiten bestimmen den Reiz des Projektes“, so Ellinghaus.
Teilelemente der Installation reagieren auf die wechselnden äußeren Bedingungen mit entsprechenden optischen Veränderungen. Die Zinkbleche reflektieren dabei das jeweilige Licht.
Die verwendeten Metall-Stoff-Objekte waren anlässlich der EXPO 2000 Bestandteil der insgesamt 4,5 Kilometer langen Landschaftsinstallation „Tore zum Meer“.
1998 zertifizierte sich das Niedersächsische Internatsgymnasium Esens als EXPO-Schule. Zwei Jahre plante ein Projektkurs unter der Leitung von Harald Ellinghaus die Installation „Tore zum Meer“ und stellte sie komplett in Eigenleistung her. Ein halbes Jahr stand die Installation, gleichzeitig wurde sie als Multimediamodell im deutschen Pavillon auf der Expo präsentiert. Insgesamt 250 Tor-Objekte bildeten damals eines der längsten Kunstwerke Deutschlands, auf insgesamt 4,5 Kilometern optisch eine attraktive Linie und damit Einheit.
Die Landschaftsinstallation begann am Ortsrand von Esens auf dem Deich des Benser Tiefs. Die Linie der drei Meter hohen Tore schlängelte sich von hier wechselseitig des Kanals auf das Benser Sieltor zu. Sich auf dem Hauptdeich durch Bensersiel hinein in das Wattenmeer weiter verlaufend stand westlich von Bensersiel das letzte Tor weit im Wattenmeer. Dort ist nun auch die Installation „Wattenmeerlinie“ zu sehen, im Bensersieler Watt vor dem Strand-Familiencampingplatz. Der Kunstkurs SPK 11 hat die „Wattenmeerlinie“ unter der Leitung von Harald Ellinghaus aus Teilen des verbliebenen EXPO-Materials in neuem Aufbau arrangiert. Darüber informiert eine Infotafel.
Nach einem Artikel des Anzeiger für Harlingerland vom 21.6.2017