NIGE – Internat jetzt barrierefrei
Fotos und Text von Detlef Kiesé. Noch vor Weihnachten, das ist das Ziel von Verwaltungsleiter Theo Vienna, werden die Handwerker aus den Internatsgebäuden des Niedersächsischen Internatsgymnasium in Esens ihre Arbeit beendet haben.
„Wir halten nicht nur den finanziellen Rahmen von 1,6 Millionen Euro ein, sondern unterschreiten auch den vorausberechneten Bauzeitenplan“, erklärte er jetzt stolz bei einer Baustellenbegehung zusammen mit Schulleiterin Anja Renken-Abken.
Die volle Summe zahlt der Schulträger, das Land Niedersachsen.
Vor einem Jahr hatten die Handwerker, die fast ausnahmslos aus Ostfriesland stammen, damit begonnen, die drei zweigeschossigen Wohngebäude aus den Jahren 1966 bis 1968 miteinander zu verbinden. So entstanden im Trakt zwischen den Häusern I und II ein Dienstzimmer für den Erzieher vom Dienst – für den diensthabenden unter den fünf Sozialpädagogen -mit angeschlossenem Erste-Hilfe-Raum, eine behindertengerechte Wohnung mit Badezimmer, ein kleinerer Aufenthaltsraum sowie ein Zimmer, in dem ein Elternteil zum Beispiel von einer Insel bei besonderen Anlässen einmal übernachten kann. Das Wichtigste ist jedoch, dass das Obergeschoss des Internats nach der Installation eines Fahrstuhls künftig barrierefrei zugänglich ist und damit auch Schülern mit Mobilitätsbeeinträchtigung zur Verfügung steht .
Neue Schülerunterkünfte
„In diesem Verbindungsbau haben wir neue Schülerunterkünfte geschaffen, jedoch an sechs anderen Stellen Einzelzimmer aufgelöst und diese Flächen den Teeküchen zugeschlagen“, berichtet Theo Vienna weiter. Hinzu komme, dass durch den Einbau von Zwischentüren in den Fluren die Belegung nach Geschlechtern getrennt flexibler gehandhabt werden kann.
Weitere Besonderheit im Neubau ist ein heller Ruhe-und Rückzugsraum mit integrierter kleiner Küchenzeile im Obergeschoss. „Hier haben wir bewusst auf jegliche Anschlussmöglichkeiten für Medien verzichtet“, unterstreicht Anja Renken-Abken. Es sei bei manchen der 126 Internatsschüler der Wunsch vorhanden, einmal alleine zu sein und die Stille zu genießen. Deutlich mehr Leben wird es dafür im zweiten Verbindungstrakt zwischen den Wohnhäusern II und III geben. Hier ist unter der künftigen Bezeichnung „Forum“ ein großer Versammlungs-, Veranstaltungs- und Freizeitraum entstanden, in dem Küche und Billardtisch ebenso vorhanden sind wie eine Leinwand, um gemeinsam Filme anschauen zu können. Verwaltungsleiter Vienna, der die Baumaßnahmen des NIGE koordiniert: „Wir haben den Schülern ganz bewusst ein bestimmtes Budget an die Hand gegeben, mit dem sie die Bestuhlung für diesen Raum einkaufen konnten.“ I-Tüpfelchen bilden hier die stilisierten Silhouetten der Ostfriesischen Inseln, von denen die Internatsschüler stammen. „So ein Raum fehlte bislang ganz“, macht Vienna den Stellenwert dieser Neuerung deutlich. Sämtliche Bauaktivitäten habe das Esenser Architektenbüro Uben-Ihnken-Ufken fachlich begleitet.
Bauunterhaltung
Weitere 250 000 Euro werden in die 50 Jahre alten Internatshäuser investiert, um sie energetisch auf den neuesten Stand zu bringen. Insbesondere steht die Wärmedämmung aller Dächer diesbezüglich im Fokus. „Finanziert wird dies aus dem Energiesparinvestitionsprogramm des Landes“, erklärt Theo Vienna. Für das kommende Jahr laufen derzeit die Ausschreibungen, um mit einem Investitionsvolumen von 850 000 Euro auch die Dächer des NIGE-Hauptgebäudes sowie des Kunstgebäudes energetisch ausbauen zu können. In diesem Paket inkludiert ist dann der Austausch von 450 alten Exemplaren der insgesamt 1117 vorhandenen Fenster. Darüber hinaus habe das Land in den zurückliegenden Monaten mehr als 200 000 Euro für die allgemeine Bauunterhaltung wie Maler- und Fußbodenarbeiten und das Anlegen von Beeten im Außenbereich bewilligt.
Eine umfangreiche energetische Sanierung läuft derzeit ebenfalls am Standort des Sekundarstufe-I-Gebäudes (früher Herbert-Jander-Hauptschule). Um eine bessere Wärmedämmung zu erzielen, sind sämtliche Verblendersteinschichten des Klassenraumtrakts entfernt und die tragenden Wände nach Isolierung mit neuen Klinkersteinen versehen worden. Auch an die Dämmung des Daches wurde gedacht. Im Investitionsvolumen von 600 000 Euro ist der Austausch sämtlicher Fenster nach neuesten wärmetechnischen Gesichtspunkten enthalten.
Weitere knapp 150 000 Euro gehen demnächst in den Einbau eines Fahrstuhls, sodass alle oberen Klassenräu me barrierefrei zugänglich sind. Laut dem Verwaltungsleiter liegt auch diese Bau maßnähme im Zeitplan, obwohl die Bauhandwerker wegen der Rücksichtnahme auf den Unterricht immer nur zwischen mittags und 21 Uhr arbeiten können. Erforderlich ist am Standort der Sekundarstufe I nach dem Dafürhalten Viennas noch eine tiefgreifende Pausenhofsanierung. „Denn die Grundleitungen sind teilweise defekt und die Oberflächenentwässerung mangelhaft.“ Das Ganze soll eineinhalb Millionen Euro kosten. „Ich stehe in Verhandlungen mit dem Land.“
Nach einem Artikel des Anzeigers für Harlingerland vom3.12.2016