Spuren der Eiszeit erbohrt

NIGE-Projektkurs Pingos“ untersucht Hohlformen in der Landschaft

Pingos, das sind Hohlformen in der Landschaft, die während der Weichselkaltzeit entstanden sind, sind in diesem Schulhalbjahr das Thema eines jahrgangsübergreifenden NIGE-Projektkurses unter Leitung von Axel Heinze. Das Phänomen der Pingos gibt es offenbar sehr häufig in der Umgebung von Esens. Wie in den meisten anderen Teilen Deutschlands ist es aber bisher nicht untersucht worden, erklärt der Lehrer. Der Projektkurs untersucht die Formen, die dann schließlich in einer Ausstellung im Museum “Leben am Meer“ vorgestellt werden sollen.

 Dr. Wim Hoek und Judith van Dijk nehmen Proben am Dammweg in Suddunum. Sie werden im Labor untersucht und die Ergebnisse Ende Oktober vorgestellt.


Dr. Wim Hoek und Judith van Dijk nehmen Proben am Dammweg in Suddunum. Sie werden im Labor untersucht und die Ergebnisse Ende Oktober vorgestellt.

Unterstützt wird die Projektgruppe dabei von Dr. Wim Hoek von der Uni Utrecht und seiner Studentin Judith van Dijk, die sich in den Niederlanden mit dem Thema beschäftigen. Klaus Große-Erwig betreut und gestaltet die Homepage der Projektgruppe.
Worum es eigentlich geht, erfahren die Projektteilnehmer im Unterrichtsfach Geographie von Dr. Wim Hoek: Das Wort “Pingo“ stammt aus der Eskimosprache und bedeutet “wachsende Hügel“. Im Boden bildet sich während einer Eiszeit eine Eislinse, die nach der Eiszeit auftaut und einen runden See zurücklässt. Diese Seen sind in aller Regel bis heute völlig verlandet. Sie dürften aber während der Steinzeit beliebte Rastplätze der Bewohner der Gegend um Esens gewesen sein, so die Vermutung.
“Pingos entstammen als geschlossene oder offene Systeme also dem Permafrost. Ihr tiefe hängt von der Stärke des Permafrost ab“, erklärt Höek. Erste wissenschaftliche Untersuchungen der so genannten “Pingo Ruines“ gab es um 1955 in den Niederlanden. “Nachgewiesen sind Tiefen von 20 Metern im Norden und bis zu drei Metern im Süden der Niederlande. Über 100 Ruinen sind im Bereich Drenthe bekannt. Die Voraussetzungen für das Vorkommen dieser Formen sind die gleichen wie in Deutschland“, so Hoek weiter.

Gebildet haben sich die Pingos vor 20000 bis 15 000 Jahren gegen Ende der letzten Eiszeit. Auffällig ist eine kurze Erwärmung vor 14700 Jahren. Das Eis ist geschmolzen. Kleine Löcher sind entstanden und haben sich bis heute erhalten. Am Boden dieser Löcher finden sich Sedimente, Spuren von Menschen, Pollen und andere organische Stoffe. Zwischen diesen Sedimentschichten ist Sand eingelagert. Funde von Pingos und deren Untersuchungen lassen sehr genaue Datierungen zu und geben Auskunft über vergangenen Klimaveränderungen. Erste Bohrungen um Esens bestätigen diese Aussagen.

Der Projektkurs von Axel Heinze geht zurzeit der Frage nach: Gibt es Pingos in Utgast? Drei Potenzialflächen hat die Lehrer-Schülergruppe hier entdeckt. Erdproben hat der Projektkurs des NIGE bereits am Dammweg in Süd-Dunum genommen. “Die Ergebnisse sind vielversprechend“, sagt Axel Heinze. Im letzten Jahrhundert sind die ehemaligen Rastplätze aus der Steinzeit oft durch Torfstich zerstört worden. “Wenn der Torf jedoch erhalten ist, stellt er ein vollständiges Archiv der Ve-getationsgeschichte der Nacheiszeit dar und ist daher wissenschaftlich interessant“, so Heinze. Mit seinen Schülern der Jahrgänge sechs bis 13 ist er sich einig: “Die Pingos müssen untersucht werden.“ Dabei ist er auf die Unterstützung der Landeigentümer angewiesen. Für kleine Bohrungen, der Durchmesser beträgt kaum mehr als einen Zentimeter, muss die Schülergruppe das Land betreten dürfen.

(nach einem Zeitungsartikel aus dem Anzeiger für Harlingerland)

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